Der Beginn
Zum Zeitpunkt, in dem ich meine ersten Erfahrungen mit der Programmierung machte, waren Computer noch was, was in riesigen Rechenzentren, abgeschlossen von der Umwelt standen. Nur ausgesuchte Personen durften diese Wunderdinger betrachten und berühren
Bei meiner Ausbildung in der BULME in Graz hatten wir im Rahmen des Mathematik-Unterrichtes auch die Möglichkeit, FORTRAN kennzulernen, wobei die Programme noch von einer lauten und langsamen Stanzmaschine in Lochkarten gestanzt wurden. Meine erste Aufgabe war einfach, ich wollte mich nicht anstrengen. Ich habe nur die Fläche unter einer Parabel berechnet. Allerdings habe ich dabei schon die Grenzen der Leistungsfähigkeit ausprobiert, indem ich die Schrittbreite des Näherungsverfahrens so minimal gewählt habe, daß der Rechner sein Rechenzeitlimit überschritt und mein fehlerlos codiertes Programm mit einem TIMEOUT-ERROR beantwortete. Das frustrierte mich dann doch.
Während meines Studiums zum Dipl.-Ing. der Elektrotechnik, Fachrichtung Bau und Betrieb elektrischer Anlagen ( das hatte nun wirklich nichts mit Informatik zu tun ), habe ich als Studienassistent im Institut für Grundlagen der Elektrotechnik das zweite Mal mit Computern zu tun. Da lernte ich auch Basic auf einem Tektronix-Rechner und erweiterte meine Erfahrung in FORTRAN am Rechenzentrum in Graz. Hier entwickelte sich dann auch mein Interesse am Programmieren, es war die Zeit, als die ersten kleinen ( für einen Studenten noch kaum erschwinglichen ) Heimcomputer wie ATARI UND COMMODORE in die Läden kam. Die Programmiersprachen waren aber nicht so interessant, viel schöner war das Bit-Klauben in Assembler.
Mein Freund kaufte sich einen SHARP-MZ 80 mit einem Zilog Z80 Prozessor und auf diesem habe ich meine ersten Erfahrungen in Assembler gemacht
Der Job
Nach dem Studium war klar, Umspannwerke und Generatoren sind zu groß für mich, Bits' und Byte's lassen sich besser handhaben. Ich bekam eine Stelle in der Software-Abteilung einer Firma, in der ich auf einer PDP-11 in Assembler meine Fähigkeiten voll entfalten konnte. In meiner Zeit dort schrieb ich mehrere Steuerungssysteme für automatische Kommissioniersysteme. Und ich verdiente endlich so viel, um mir meinen ersten Computer zu kaufen. Das beste auf dem Markt war mir gerade gut genug - es war ein COMMODORE C64. Obwohl dieses "Rechensystem" wohl mehr für Spiele ausgelegt war, war mir das Schreiben von Programmen des täglichen Leben lieber. So schrieb ich in dBase 3 meine CD-Verwaltung, in Basic eine einfache Einnahmen-Ausgaben-Rechnung, damit die monatlichen Berechnungen der Steuerabgaben für das Geschäft meiner Mutter nicht mehr so lange dauerten.
Jetzt erst kamen die ersten PC-Clone auf dem Markt. Ein Freund von mir hat 5 dieser wahnsinigen Geräte direkt aus Asien importiert, Rechner mit ungewöhlichen 8 MHz-Prozessor und Festplatten mit 20 MB, damit konnte man erst wirklich richtig arbeiten. Aber, diese Dinger waren nicht kompatibel zum COMMODORE, also alles wieder neu schreiben und auch alle Daten wieder eingeben. Da merkte ich erst, wieviele CD's ich schon hatte. Als Datenbank hatte ich mir wieder dBase ausgesucht, bis ich FoxBase+ fand. Dieser Programmiersprache, bzw. den Nachfolgern, blieb ich lange treu.
Aber auch in der Firma änderte sich die Hardware, die alten PDP's haben ausgedient und als neue Generation wurden VAX'en bevorzugt. Die waren in Assembler nun wirklich nicht mehr so einfach zu Programmieren, was anderes mußte her. Inzwischen zum Leiter der Software-Entwicklungsabteilung mutiert, traf ich die Entscheidung, als neue Sprache C zu verwenden. Der Vorteil war, daß auch C sehr maschinennahe programmiert werden konnte und ein Umstieg von Assembler auf C allen Entwicklern leicht viel. Aber das bedeutete eine völlige Neuentwicklung der Steuerungssoftware.
Da sich für C das Betriebssystem UNIX am besten eignete, die Hardware für UNIX billiger war als eine VAX, entschloß sich die Firma, zukünftig nur mehr UNIX-System einzusetzen, was wiederum zu einer völligen Neuentwicklung der Steuersoftware führte. Dafür wurde eine zweite Entwicklungsabteilung für UNIX-Systeme geschaffen, der ich dann kurze Zeit angehörte und dabei C++ lernte. Dann trennte ich mich von der Firma, bzw. die Firma sich von mir.
Die Zeit als EPU
Damit begann meine Karriere als selbstständiger Software-Entwickler, zuerst mit einem Auftrag, in C eine Steuerung für eine Farbmischmaschine zu schreiben.
Das funktionierte auch gut, aber ich stellte fest, daß ich ein Entwickler bin und kein Verkäufer, ich konnte nicht mal mich selbst richtig verkaufen.
Ein Freund brachte mich mit einer Firma zusammen, die ein Warenwirtschaftssystem auf Basis CLIPPER Sommer 87 betreute (die Programme arbeiteten noch bis zum Jahr 2000, auch im WINDOWS-XP - Zeitalter) und ich entschloß mich, dieser Firma als eigenständiger Partner beizutreten und das Programm zu betreuen und weiterzuentwickeln. Allerdings waren die Grenzen eines DOS-Programmes im Windows-Zeitalter abzusehen und ich suchte nach einer anderen Lösung.
Genau zu dieser Zeit übernahm Microsoft FoxBase, und entwickelte die Sprache weiter zu Visual FoxPro 3.0. Das war die Lösung und ein neuer Anfang.
Zum Glück sind manche Programme so inkomatibel zueinander, daß sie nicht zusammen kommen konnten. Das gab mir die Möglichkeit, auch auf C, bzw. C++ weiterhin aktiv zu bleiben, da eine andere Firma ein Programm zur Kommunikation zwischen SAP und NAVISION benötigte und dazu noch ein Modul, mit dem sie aus der NAVISION-Datenbank mehrere Hochregallager ansteuern konnte.
Die Entwicklung des WWS-System (Modul) ist natürlich nicht bei VFP stehen geblieben (ein Entwickler muß immer was neues entwickeln), damit ist im Jahr 2001, rechtzeitig zur EURO-Umstellung unser Client/Server-Programm MODUL2000SQL fertig geworden und in Betrieb gegangen. Im Zuge des WWS-Systems und Anbindung von mehreren Clients habe ich für die Kunden des WWS-Systems auch ein Web-Interface erstellt, daß sich auf das Framework MAMBO unter PHP stützte. Wieder eine neue Programmiersprache gelernt.
Allerdings ging der Absatz unseres WWS zurück und ich suchte eine neue Herausforderung, die kam gegen 2006, als ich zu einer Firma kam, die Produktionssteuerungen entwickelte.
Dort kam ich auch erstmal mit .Net und C# in Berührung. Theoretisch wußte ich schon einiges darüber, aber mir fehlte die Zeit zum Selbsstudium. Und eines war an dieser Programmiesprache besser als bei Visual Foxpro. Mit VFP war ich der einzige Profi-Programmierer in der Steiermark und konnte mich nur mit der Usergroup in Deutschland austauschen, C# "sprachen" viele und so war es leichter einzusteigen.
Das Ende
Nun am Ende meines Arbeitslebens kann ich nur sagen, dass ich in dieser Zeit nie ausgelernt hatte.
Die wahnsinnige Geschwindigkeit, in der sich Technologien sowohl in Hardware und Software entwickelt haben, zwangen mich sehr oft zu Änderungen in meiner Programmierungstechnik.
Aber es hat immer (oder fast immer) Spaß gemacht, war aber auch oft nervig (vor allem vor Inbetriebnahmen). Aber ich habe gelernt, flexibl zu sein, und das wird mir im Ruhestand, wenn ich im kleinen Kämmerlein mein privates Smart-Home-System bearbeite, sehr helfen.
Und nun, danke allen, die tatsächlich bis hier gelesen haben.